Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Erkrankungen der Stimme

Alarmsignal Heiserkeit

Etwa 60 verschiedene Muskeln sind beteiligt, wenn Luft aus der Lunge in Richtung Kehlkopf strömt. Dort bringt sie die Stimmlippen zur Schwingung. In der tongebenden Stellung (Phonationsstellung) sind die Stimmlippen geschlossen. Im Kehlkopf als Tongenerator entsteht ein Grundton. Dieser wird im lufthältigen Ansatzrohr zur eigentlichen Stimme aufgebaut. Tiefe Töne entspringen kurzen, wenig gespannten, hohe Töne gespannten, langen Stimmlippen.
Der Schwingungsablauf ändert sich je nach Tonhöhe und Stimmstärke. Atmung und Stimmgebung arbeiten eng zusammen.
Heiserkeit ist das Leitsymptom für Stimmstörungen. Heiserkeit entsteht durch Schwingungsunregelmäßigkeiten oder durch unvollständigen Stimmritzenschluß. Stimmritze nennt man den Raum zwischen den beiden Stimmlippen. Ursachen für Heiserkeit können einerseits funktioneller Natur sein, andererseits organische Veränderungen an den Stimmlippen, wie Entzündungen, Knötchen, Polypen, Lähmungen oder Tumoren.

Jede Heiserkeit, die länger als zwei bis drei Wochen andauert, sollte von einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten oder Phoniater abgeklärt werden.

Diagnostik

Zur Untersuchung tastet der Arzt die Kehlkopfregion und den Halsbereich ab und beobachtet die Kehlkopfhebung. Je nachdem, welche Grundprobleme der Patient hat, wird der Kehlkopf mit Spiegel oder über ein Endoskop (Video-Laryngoskopie) angeschaut. Dabei kann der Arzt auf dem Bildschirm vergrößert die Stimmlippen begutachten. Für Kinder verwendet man meist biegsame Endoskopie, die über die Nase eingeführt werden. Mit der Stroboskopie lassen sich die sehr rasch ablaufenden Stimmlippenbewegungen durch Blitzlicht sichtbar machen. Übersichtsröntgen, Computertomographie und Ultraschalldarstellung können ebenfalls wichtige Aufschlüsse geben. Bei der phoniatrisch-logopädischen Diagnostik wird ein sogenannter Stimmstatus erstellt. Dieser umfaßt u.a. die Erfassung des Stimmklanges, der stimmlichen Leistungsfähigkeit, des Stimmumfanges, der Tonhaltedauer, der Stimmstärke, der Atemform, Körperhaltung und Spannung und die Überprüfung des Gehörs. Starke stimmliche Belastungen und Anstrengungen durch z.B. langes oder lautes Sprechen führen zu einer Beeinträchtigung der Stimmgebung. Schlechte Angewohnheiten, wie ständiges Räuspern, harter Stimmeinsatz oder gepreßte Stimmgebung verändern auch die Stimmqualität. Hormonelle Einflüsse (z.B. Schwangerschaft oder Menopause) können ebenso die Stimme verändern wie Nikotin, Alkohol, zu heiße, zu kalte, zu scharfe Speisen und Getränke.

"Schreiknötchen" bei lauten Kindern

Bei Kindern sind Stimmstörungen im Vorschulalter relativ häufig. An erster Stelle stehen dabei jene Probleme, die durch unkontrolliertes Sprechverhalten und Schreien auftreten. Diese Kinder -vor allem Buben- sind meist laute, überaktive und extrovertierte Persönlichkeiten, die beim Spiel im wahrsten Sinn des Wortes den Ton angeben. Nicht selten bilden sich an den Stimmlippen an typischer Stelle sogenannte Schreiknötchen als Folge der Überlastung. Chirurgisch werden diese Schreiknötchen nur in extrem seltenen Fällen entfernt. Wichtig ist die Beratung der Eltern, um positiv auf das Schrei- und Sprechverhalten des Kindes einwirken zu können. Dazu zählen stimmschonende Maßnahmen, regelmäßige Ruhepausen für den Kehlkopf. Oft ist auch eine gezielte logopädische Stimmtherapie hilfreich.

Kehlkopfentzündung

Die akute Form ist meist Folge einer Infektion der oberen Luftwege, die normalerweise nach ein bis zwei Wochen abklingt. Anzeichen: rauhe, heisere Stimme, Halsschmerzen, Schluck-probleme. Zusätzlich zur Behandlung soll man die Stimme schonen, heiße, kalte, scharfe Speisen und Getränke sowie Nikotin meiden. Bei Kleinkindern kann eine Sonderform (Pseudo-Krupp) mit lautem, bellendem Husten und ziehender Atmung auftreten. Erstickungsgefahr wegen Schwellung im Kehlkopfbereich. Sofortiges Aufsuchen des Arztes! Die chronische Kehlkopfentzündung ist oft Folge von Nikotin- und Alkoholmißbrauch, trockenes Raumklima, chronische Nasennebenhöhlenentzündungen und Bronchitis, aber auch mangelnde Stimmhygiene. Besserung bringt hauptsächlich die Beseitigung der Auslöser.

Stimmlippenlähmung

Durch Schädigung von Kehlkopfnerven, etwa als Folge anderer Erkrankungen oder Operationen (Strumektomie). Ist nur ein Stimmband betroffen, wird zunächst in Kombination aus Reizstromtherapie und Stimmübungen behandelt. Dauert diese Lähmung länger als sechs Monate, besteht eine für den Patienten wenig belastende operative Möglichkeit (Thyroplastik). Dabei wird zur Medialisation der gelähmten Stimmlippe eine Titanspange eingesetzt. Diese operative Maßnahme führt zu einer deutlichen Verbesserung der Stimmqualität, zu einem Sistieren der Aspiration und Verbesserung von Schluckproblemen.

Durchführung des Eingriffs (Operationsschritte):

In Lokalanästhesie Anlegen eines etwa 4cm langen queren Hautschnittes am Hals . Nach schichtweiser Präparation und Durchtrennung der Muskulatur wird die Schildknorpelplatte auf der gelähmten Sitmmlippenseite dargestellt, an typischer Stelle ein Knorpelfenster ausgefräst und unter Phonations- (Stimm-) kontrolle das Implantat (Titanspange nach Friedrich) eingesetzt. Abschließend schichtweiser Wundverschluss nach Einsetzen einer Wunddrainage .

Komplikationen sind bei der Thyroplastik selten. Mögliche Komplikationen können sein: Stimmlippenödem, Stimmlippenhämatom oder kurzzeitige Schluckbeschwerden. Sie bilden sich von selbst zurück.

Bei beidseitiger Stimmlippenlähmung wird die Stimmritze (Raum zwischen den beiden Stimmlippen) mikrochirurgisch mit dem Laser erweitert, um das Atmen zu erleichtern.

aus: Friedrich G., Bigenzahn W.: Phonochirurgie - Einführung in die stimmverbessernde Kehlkopfchirurgie
Böhme, G.: Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen, Band 2, Urban&Fischer, 2001)

Kehlkopfkrebs ist heilbar

Männer erkranken zehnmal häufiger an Kehlkopfkrebs als Frauen. Es ist der am meisten verbreitete bösartige Tumor im Kopf-Halsbereich bei Menschen ab 50. Kehlkopfkrebs ist jedoch heilbar - vorausgesetzt er wird rechtzeitig erkannt. Die Mehrzahl der Patienten sind starke Raucher und übermäßige Trinker von hoch-prozentigem Alkohol, zusätzlich begünstigen zu heiße und scharfe Speisen, chronische Entzündungen, scharfe und ätzende Dämpfe, immer wiederkehrende Nasennebenhöhlen-entzündungen und chronisch saures Aufstoßen (Reflux) die Entstehung des Tumors. Auch mangelnde Mundhygiene und einseitige Ernährung, vor allem zuwenig Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sind belastende Faktoren. Heiserkeit, Hüstel- und Räusperzwang, Atemnot, "Knödel"-Gefühl im Hals bis hin zu echten Schluckbeschwerden sind Hauptsymptome. Um eine bösartige Krankheit wirklich ausschließen zu können, müssen Beschwerden durch einen HNO-Facharzt abgeklärt werden. Ergeben Untersuchungen, daß es sich um eine bösartige Wucherung handelt, ist die erste Maßnahme die chirurgische Entfernung, in speziellen Fällen kombiniert mit Strahlen- und/oder Chemotherapie. Im Frühstadium ist der Kehlkopfkrebs durch Einsatz des chirurgischen Lasers heute heilbar. Vorteile für den Patienten sind, daß der Eingriff unter größtmöglicher Schonung umliegenden Gewebes durchgeführt wird. So kann die Stimme weitgehend erhalten werden, Atem- und Schluckfunktion werden kaum behindert. Der Krankenhausaufenthalt ist kurz. Aber auch bei bereits fortgeschrittenen Tumoren kann die laserchirurgische Methode hilfreich sein, die Funktion des Kehlkopfes zu erhalten. Ist eine Radikaloperation unumgänglich, so stehen stimmverbessernde Maßnahmen zur Verfügung. Etwa die Implantation von Stimm-prothesen. Spezielle Beratung durch Selbsthilfegruppen erleichtern Betroffenen den Umgang mit ihrer Situation (im ostösterreichischen Raum Hr.Maly, Tel.: 02236/338 22). Vorsorgeuntersuchungen ab dem 40.Lebensjahr sind empfehlenswert. Unbedingt sind regelmäßige fachärztliche Kontrollen bei bereits bestehenden Krebsvorstadien erforderlich.

Die Stimme gesund erhalten

Die Leistungsfähigkeit und die Klangqualität unserer Stimme hängen davon ab, wie gut das Zusammenspiel und die Koordination des Stimm- und Sprechapparates funktionieren. Eine besonders sensible Phase in der Stimmentwicklung ist der sogenannte Stimmbruch in der Pubertät. Während der Wechseljahre erweist sich die Stimme aufgrund hormoneller Einflüsse ebenfalls weniger belastbar. Die Stimme unterliegt einem Alterungsprozeß. Muskeln und Bindegewebe im Kehlkopf-bereich werden schlaffer. Der Erholungsbedarf wird größer. Falscher Stimmgebrauch und -mißbrauch beschleunigen diesen Prozeß.

Stimmhygiene

Alle Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Stimme, sollten in der Kindheit beginnen und bis ins Alter fortgesetzt werden. Richtige Atmung ist die Grundlage für eine gesunde Stimme. Aufrechte Körperhaltung unterstützt das Zusammenspiel von Atmung und Stimmgebung. Unter Streß gerät die Stimmlage oft zu hoch. Dem kann entgegengewirkt werden, daß z.B. Vorträge inhaltlich besonders gut vorbereitet werden, damit eventuelle Schwächen nicht mit lautem oder hastigem Sprechen überdeckt werden müssen. An große stimmliche Anforderun-gen sollte man nur körperlich und seelisch ausgeruht herangehen. Kontrollieren Sie über Ihr Gehör Ihre Sprech- und Singstimme, sprechen Sie im Umgebungslärm nicht zu laut, sondern mit klarer und deutlicher Aussprache. Bevor man einen Stimm- bzw. Sprechberuf ergreift, ist es ratsam, die Stimm- und Sprech-tauglichkeit überprüfen zu lassen.

  • Die Stimme braucht Erholung: Nach drei Stunden Redezeit mindestens eine Stunde Pause einlegen!
  • Sorgen Sie für ausgeglichenen Lebens- und Schlafrhythmus.
  • Meiden Sie Nikotin und Alkohol! Diese trocknen die Schleimhäute aus, schädigen und machen sie anfälliger für Infektionen.
  • Nicht zu scharf, zu heiß oder zu kalt essen oder trinken.
  • Chronisches saures Aufstoßen (Refluxerkrankung) kann zu Kehlkopfentzündungen führen.
  • Bei Atemwegsinfektionen ist Stimmschonung eine der wichtigsten Maßnahmen, aber: Nicht flüstern! Flüstern führt zu einer ungewohnten Kehlkopfeinstellung mit damit verbundener Fehlbelastung, die auf längere Zeit stimmschädigend wirkt.
  • Empfehlenswert sind Inhalationen mit Wasserdampf oder milden Salzlösungen. Ätherische Öle reizen die Schleimhaut, Kamille z.B. trocknet sie aus. Gegen Schleimhautaustrocknung viel trinken und für ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen.
  • Chronisch entzündliche Erkrankungen im Nasen- und Nasennebenhöhlenbereich, an Zähnen, Mandeln und Bronchien sollte man ärztlich abklären und therapieren lassen.
  • Stärken der Körperabwehr durch vitaminreiche Ernährung und Vermeidung von Streß.